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Elena Lustig: Warum das Älterwerden ein Re-Branding braucht

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Yogalehrerin Elena Lustig ist sich sicher: die Postmenopause kann ein totaler Gewinn sein, wenn wir endlich lernen, diese Zeit zu schätzen. Wir haben uns mit der Autorin und Gründerin von PRO AGE YOGA zum Gespräch über Yoga und das Älterwerden getroffen. Plus: Exklusives Yoga-Video aus ihrem Online-Programm!

Liebe Elena, wir haben uns in Berlin bei der “Aktion Kleine Helden” kennengelernt und ich weiß noch, wie ich dachte “WOW”. Du wirkst unglaublich ruhig, gelassen und angekommen – ich habe selten einen Menschen mit so einer entspannten Aura erlebt. Wie schaffst du das?

Danke für das Kompliment, das freut mich sehr! Ich war einfach super gelaunt an dem Tag, weil es so toll war, wieder mit Yoga-Menschen zusammen zu kommen und gemeinsam etwas Schönes und Positives zu machen. Tatsächlich bin ich nicht immer so entspannt, weil ich dazu neige, mir zu viel vorzunehmen und dann renne ich meinem eigenen Programm hinterher. Aber es gelingt mir immer öfter, im Hier und Jetzt zu sein. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich das, was ich anderen empfehle, inzwischen selbst umsetze. Und da steht tägliche Yogapraxis, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung ganz oben auf dem Plan.

Dann hat sich dein Yogaweg im Laufe deines Lebens verändert? 

Ich habe als Kind und Teeager getanzt und war sehr auf die äußere Form und Leistung fokussiert und das sitzt tief. Deswegen war mein Yoga früher ehrgeiziger. Heute bin ich total entspannt und mache nur noch das, was mir gut tut und was sich für meinen Körper passend anfühlt. Natürlich fordere ich mich auch heraus, aber immer auf der sicheren Seite!

Klingt so, als wärst du fein mit den Veränderungen deines Körpers

Elena Lustig Pro Age Yoga
“Ich liebe meinen Körper dafür, dass er mein Zuhause ist, für die Zeit, die ich hier auf der Erde verbringe. Er macht einen super Job für mich. Ich bin ihm dankbar und ich pflege und ehre ihn.” – Elena Lustig

Wir Frauen sollten zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens mit unserem Körper zufrieden sein: das Wort Frieden ist dabei für mich ganz wichtig. Leider sind wir sehr darauf konditioniert bestimmte Normen erfüllen zu wollen und oft hat das mit den Ansprüchen des Patriarchats zu tun. Wir wollen, was Männer wollen (oder zumindest was wir denken, was Männer wollen). Da haben Abweichungen von “jung, straff, sexy, faltenfrei, fruchtbar” wenig Platz. Und mal Hand aufs Herz: wann sind wir Frauen jemals mit uns und unserem Körper im Reinen – egal in welchem Alter? 

Du wirkst auf jeden Fall im Reinen mit Dir.

Ich habe gelernt, mich so zu mögen, wie ich bin. Ich liebe meinen Körper dafür, dass er mein Zuhause ist, für die Zeit, die ich hier auf der Erde verbringe. Er macht einen super Job für mich. Ich bin ihm dankbar und ich pflege und ehre ihn. Ich wünsche mir, dass alle Menschen und insbesondere Frauen lernen, sich selbst genug zu sein und das, was sie mit sich und ihrem Körper anstellen, in den Dienst der Selbstfürsorge und Gesundheit stellen. Dabei kommt die Schönheit und das Strahlen von innen von ganz allein!

Hast du deswegen ProAgeYoga gegründet? Was genau kann ich mir darunter vorstellen?

ProAgeYoga ist ein ganzheitliches Programm, das gesunde Ernährung, gute allgemeine Lebensführung, ein starkes, entspanntes Mindset und natürlich Yoga auf der Matte beinhaltet. Es geht darum, die Benefits des Älterwerdens anzuerkennen und damit zu arbeiten. Wir sind darauf konditioniert, uns eher den problematischen Aspekten des Lebens zuzuwenden, anstatt auf die positiven und guten Dinge zu schauen. Dabei geht es nicht um “spiritual bypassing”. Älter zu werden ist eine Herausforderung. Aber wenn wir zum Beispiel die Wechseljahre anschauen: klar, da geht etwas zu Ende, die Fruchtbarkeit, die Jugend. Aber mit der heutigen Lebenserwartung sollten wir uns unbedingt damit beschäftigen, was danach kommt, was wir gewinnen.

Und das wäre?

Das Offensichtliche ist, dass wir zum Beispiel nicht mehr über Verhütung nachdenken müssen. Wir sind ja fast die Hälfte unseres Lebens in der Postmenopause: die braucht dringend ein Re-Branding! Wir sollten darüber sprechen, uns austauschen und zwar laut und nicht hinter vorgehaltener Hand!

Sollte jeder Mensch sein Yoga dem Alter anpassen oder ist das eine Entwicklung, die automatisch passiert?

Elena Lustig Pro Age Yoga
Elenas Grundsatz: “Regelmäßig auf die Matte gehen. Lieber nur 10 Minuten am Tag, als 1 mal in der Woche 90 Minuten.”

Wer sein Yoga nicht anpasst, zahlt irgendwann einen Preis. Yoga ist seit ca. 30 Jahren Bestandteil unserer “Fitness-Kultur” im Westen und es wird leider auch so praktiziert. Es gibt inzwischen viele langjährige Yoga-Praktizierende, die sich durch Yoga Verschleißerscheinungen zugezogen haben. 

Was müssen wir also anders machen, wenn wir älter werden?

Wichtig ist, dass wir mit einer guten Ausrichtung arbeiten, uns auch mental und energetisch der neuen Lebensphase öffnen und nicht dagegen ankämpfen. Deswegen heißt mein Programm ja auch PROAgeYoga und nicht AntiAgeYoga.

Und ein ganz wesentlicher Baustein von PRO Age ist gesunde Ernährung. Warum spielt sie eine so große Rolle?

Unsere Nahrung kann entweder Gift oder Medizin sein und jede Zelle, die wir essen und trinken, nährt unsere Zellen im Körper. So wird die Nahrung Teil von uns, wir aber auch in der Konsequenz Teil der Nahrung. Deswegen ist es wichtig, bewusst zu entscheiden, womit wir unser System verbinden wollen. Fleisch ist zum Beispiel mit viel Leid verbunden. Wollen wir das wirklich in uns aufnehmen?

Dann gibt es die EINE richtige Ernährung?

Nein, denn jeder Mensch ist anders und für jeden Menschen gelten andere Regeln. Deswegen kann man gerade die Ernährung nicht über einen Kamm scheren. In meinem Buch stelle ich deswegen verschiedene Ernährungskonzepte vor und durchleuchte sie auf Nachhaltigkeit, Alltagstauglichkeit und ihren yogischen Aspekt. Es gibt allerdings ein paar Regeln, die für alle Menschen gelten: die richtigen Sachen wegzulassen. 

Verrätst du mir, welche das sind?

1. Kein Zucker, oder so wenig wie möglich. Weder in Gebäck, noch in Getränken, noch in Fertiggerichten. Leider sind die Alternativen oft auch nicht viel besser. Aber lieber mal etwas Honig oder Ahornsirup oder Agavensirup, als raffinierter Zucker.

2. Kein Alkohol. Alkohol schädigt nicht nur die Leber, er sorgt auch für schlechten Schlaf und Schlaf ist einer unserer wichtigsten Verbündeten für guten Stoffwechsel, ein starkes Immunsystem und unsere kognitiven Fähigkeiten. 

3. Weißes Mehl würde ich auch weglassen – das sind tote Kohlehydrate. Es wird vom Körper sofort zu “Zucker” verstoffwechselt, macht nicht nachhaltig satt und deswegen dick, weil wir zu oft und zu viel davon essen. 

Und wer abnehmen möchte: ich kann die 16:8 Methode sehr empfehlen. Nach der letzten Abendmahlzeit 16 Stunden nichts essen und in den übrigen 8 Stunden reichlich, aber gesund!

Elena Lustig
“Wichtig ist, dass wir mit einer guten Ausrichtung arbeiten, uns auch mental und energetisch der neuen Lebensphase öffnen und nicht dagegen ankämpfen.” – Elena Lustig

Okay, versuche ich zu beherzigen. Mein größtes Problem ist ausreichend Schlaf. Welche Regeln gelten denn dann in Bezug auf Yoga wenn wir älter werden? Was ist besonders wichtig?

1. Gute körperliche Ausrichtung. Ich bin Anusara-Yogalehrerin und achte sehr darauf, dass meine Schüler*innen nach den Ausrichtungsprinzipien des Anusara-Yoga üben. Es ist fast therapeutisches Yoga, weswegen diese Prinzipien auch Teil meiner ProAgeYogalehrer-Ausbildung sind. Damit schaffen wir eine gute und sichere Basis, egal, ob wir starke körperliche Einschränkungen haben, oder nicht. 

2. Unsere Grenzen respektieren und so üben, dass das Yoga uns dient und nicht umgekehrt.

3. Regelmäßig auf die Matte gehen. Lieber nur 10 Minuten am Tag, als 1 mal in der Woche 90 Minuten.

Wenn ich ehrlich bin, schaffe ich es nicht immer die Veränderungen meines Körpers zu akzeptieren. Hilft uns Yoga und Meditation dabei unser Mindset in Richtung “ich nehme mein Älterwerden an” zu verändern? 

Für mich ist Yoga DAS Mittel, um diese Veränderungen anzunehmen. Durch Yoga können wir körperlich gut für uns selbst sorgen. Wir behalten unsere muskuläre Kraft und unsere Flexibilität und sorgen so für eine hohe Lebensqualität. Deswegen kann sich das Älterwerden noch lange sehr gut anfühlen. Aber ich möchte den Begriff Yoga auch auf seine ursprüngliche Bedeutung ausdehnen: vor allem geht es im Yoga darum, den eigenen Geist zu meistern und unter anderem Gelassenheit zu entwickeln. Und das ist das Wundermittel. 

Das heißt, es verändert sich etwas IN UNS, wenn wir unser Älterwerden gelassen annehmen.

Wenn wir uns nicht mehr im Kampf gegen uns selbst befinden, was passiert dann? Dann finden wir Frieden, wir nehmen an, was ist. Das klingt super einfach, ist aber tatsächlich sehr schwer. Denn grundsätzlich wollen wir ja bestimmte Dinge behalten, die wir lieben und andere Dinge loswerden, die wir schlecht finden. Wir befinden uns also permanent in einem Wechselspiel von Anhaftung und Abneigung. Der Raum dazwischen ist Frieden. 

Und den zu erreichen sollte unser aller Ziel sein. Wenn ich dich ansehe, wie du strahlst und wie gelassen du wirkst, denke ich wirklich, dass das machbar ist. Verrätst du uns zum Abschluss deine 3 schönsten Dinge am Älterwerden?

1. Mehr Lebenserfahrung.

2. Nicht mehr anderen alles Recht machen wollen.

3. Mich so zu lieben, wie ich bin. 

Yoga für Schultern und Nacken

Exklusives Giveaway für yogaworld.de-Leser*innen: Yoga gegen verspannte Schultern und Nacken von und mit Elena Lustig. Das Video-Tutorial ist Teil von Elenas Online-Programm PRO AGE LIFE.


Elena Lustig ist überzeugt: Im Älterwerden liegt viel Positives. In ihrem neuen Buch “Pro Age Life. Das Yoga- Praxisbuch für gesundes Älterwerden” erklärt die Berliner Yogalehrerin, wie wir mit einer Pro-Age-Einstellung dem Jugendwahn entkommen und entspannt nach vorne blicken. Ein Ratgeber vollgepackt mit Einsichten, Hintergründen und Tipps zu Bewegung, Ernährung und innerer Haltung.

Mehr Infos zu Elena und ihrem Online-Yogaprogramm findest du auf: www.elenalustigyoga.com



Der Beitrag Elena Lustig: Warum das Älterwerden ein Re-Branding braucht erschien zuerst auf Yoga World - Home of Yoga Journal.


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