In unserer Reihe “Götter auf der Matte” stellt uns Sybille Schlegel Göttinnen und Götter vor, die du vielleicht schon mit einem Mantra besungen hast, oder die als Deko dein Yogastudio zieren. Wir wollen wissen: Wo kommen sie her und was haben sie im modernen Yoga zu bedeuten? Los geht’s mit einem unserer “all time favorites”: Ganesha!
Text: Sybille Schlegel / Titelbild: Jenn Prine/Getty Images via Canva
Ganesha ist möglicherweise der Gott, dessen Bild bei uns am bekanntesten ist: Sein Elefantenkopf ziert T-Shirts, Yogamatten, Schmuck. Sein Name bedeutet “Herr des Zählbaren” oder “Herr der Scharen”. Er ist ein wenig dicklich und gemütlich, liebt Süßigkeiten, hat einen schnellen Geist und eine hervorragende Merkfähigkeit. Mit elefantöser Stärke räumt er Hindernisse aus dem Weg. Die Göttin Parvati formte ihn aus Erde. Sein Vater Shiva brachte ihn unwissentlich um seinen ursprünglichen Kopf, und setzte ihm (da die Mutter nachvollziehbarerweise schimpfte) einen neuen auf – mitsamt Rüssel und Stoßzähnen.
Götter im Yoga: Annäherung aus westlicher Perspektive
Aber was bedeuten Göttergeschichten wie diese im Yoga? Wie können wir uns ihnen als nicht-hinduistische Westler*innen nähern? Dürfen oder sollten wir das überhaupt?
Sri Krishnamacharya, einer der Begründer des modernen Yoga, soll explizit auf indische Mantras verzichtet haben, wenn er westliche Schüler*innen unterwies. Ich persönlich nutze sie als tägliche Praxis. Meine Lehrerin, Manorama, erklärte es mir so: Die Götter Indiens (m/w/d) sind Energien, oder verschiedene Aspekte von Energie. Mit Mantras erzeugen wir, wenn wir sie richtig aussprechen, die Schwingungen dieser Energien und ziehen sie damit an. Eher physikalisch als religiös.

Ganesha in der Praxis: Erdung und Schutz
Ganesha wurde seiner Legende nach aus Erde geformt, das ist die Energie, die er hauptsächlich repräsentiert: Erdung, Stabilität, Reifung, Wachstum, Masse, alles Körperliche. Es ist eine diesseitige Energie, denn das, was “zählbar” ist, was in der Außenwelt existiert, ist letztlich quantifizierbar. Und es unterliegt dem Kreislauf des Werdens, Existierens und Vergehens.
Wenn wir mit der Energie Ganeshas üben, haben wir die Chance, uns als Person in dieser Welt besser kennenzulernen. Unsere Stärken. Unsere Schwächen. Wir können die Kraft aufbauen, die es braucht, um sich nach innen zu wenden. Dabei sind wir durch Ganesha geschützt und er hilft uns, indem er Hindernisse beseitigt. Oder uns welche setzt, ohne die keine persönliche Entwicklung möglich wäre. Er ist die Energie, die mit uns ist, wenn wir den Kopf verlieren – mit der Hoffnung, einen klareren zu bekommen.
OM GAM Ganapataye Namah
(Ich verneige mich vor Ganesha, dem Überwinder aller Hindernisse.)
Erfahre hier noch mehr über das Ganesha-Mantra:

Sybille Schlegel schreibt regelmäßig für uns über Yogaphilosophie. Nach vielen Jahren als Yogalehrerin und -ausbilderin konzentriert sie sich jetzt ganz aufs Üben und Schreiben. Du findest sie auf Instagram unter: @sybi_bille
Der Beitrag Götter auf der Matte: Ganesha – Bedeutung, Annäherung & Symbolik im Yoga erschien zuerst auf Yoga World.