Das Herz spielt im Yoga die Hauptrolle – aber welche Rolle spielt Yoga für das Herz? Kann die Praxis helfen, Herz und Kreislauf gesund zu erhalten? Kann sie womöglich sogar kranke Herzen gesund machen? Vieles spricht dafür.
TEXT: STEPHANIE SCHAUENBURG
„MY HEART IS beating like a jungle drum – rakatang katang tang.“ Wenn das Herz so wild verliebt klopft wie in Emiliana Torrinis Song, dann ist das ein tolles Gefühl. Selbst wenn die Dschungeltrommel dröhnt, weil ich in letzter Sekunde zur S-Bahn hetze, fühlt sich das noch ziemlich gut an. Mein Herz scheint mir zuzurufen: „Hossa, das ist heftig, aber ich schaff ’s!“ Doch was, wenn es eben nicht mehr so zuverlässig bumpert, wenn es rast, stolpert, schwächelt oder gar aussetzt? Noch vor 30 Jahren wurden Herz-Kreislauf-Patienten vor allem zwei Dinge verordnet: starke Medikamente und Schonung. Seither hat in der Herzmedizin eine ziemliche Revolution stattgefunden: Nicht nur versucht man heute viel offensiver, Erkrankungen durch einen gesunden Lebensstil vorzubeugen, man hat auch erkannt, dass das sogar bestehende Erkrankungen lindern und die Prognose deutlich verbessern kann.
Einer der Anführer dieser Revolution war der amerikanische Arzt Dr. Dean Ornish. Er wies 1990 in einer Studie erstmals nach, dass sich bestehende und potenziell lebensgefährliche Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen vollständig zurückbilden können – und zwar ganz ohne Medikamente. Dazu entwickelte Ornish ein Programm, das zum einen Cholesterin und Fett in der Ernährung drastisch senkte und zum anderen auf Bewegung und Entspannung setzte. Maßgeblich an diesem Programm beteiligt war damals eine Yogalehrerin: Nischala Joy Devi. Bis heute bildet sie Yogalehrer und medizini- sches Personal mit ihrem Kurs „Yoga for the Heart“ weiter. Sie ist überzeugt: „Die Arbeit für das Herz ist physisch, emotional und spirituell. Wir brauchen Lehrer, die den Menschen helfen, ein gesundes Leben zu führen.“
„Die Arbeit für das Herz ist physisch, emotional und spirituell. Wir brauchen Lehrer, die das vermitteln.“
Inzwischen haben eine ganze Reihe weiterer Untersuchungen die Wirkungen von Yoga bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems belegt. So wird immer deutlicher, dass die Praxis ein wertvolles Werkzeug sowohl in der Prävention als auch in der Therapie sein kann, denn sie begegnet wirksam den wichtigsten Risikofaktoren. Diese stellen wir Ihnen diese Woche vor. Der nächste Teil folgt am 27.06.
Wenn sie mal wieder mit dröhnendem Herzen zum S-Bahn Gleis hetzt, fragt sich YOGA-JOURNAL-Redakteurin STEPHANIE SCHAUENBURG manchmal schon, ob sie nicht öfter mal joggen gehen sollte. Stattdessen legt sie aber lieber ein paar Extra-Runden Sonnengruß ein.
Für diesen Artikel hat sie auch auf Recherchen von Annett Böhme und Tanja Ziegert zurückgegriffen.
Der Beitrag Herzensangelegenheit – Teil 1 erschien zuerst auf Yoga World - Home of Yoga Journal.